Im Rahmen des Monitoring-Projekts des Vereins sozialinfo.ch und der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW werden Stellenangebote im Sozialwesen der Schweiz kontinuierlich ausgewertet. Die Stelleninserate im Arbeitsfeld Sozialhilfe zeigen, welche Anforderungen in diesem Bereich gestellt werden, welche Funktionen gesucht und welche Ausbildungen gefragt sind.
Im Jahr 2016 wurden auf der Stellenplattform des Vereins Sozialinfo insgesamt 5925 Stelleninserate publiziert. 731 Inserate betreffen Stellen, die von den ausschreibenden Organisationen dem Arbeitsfeld Sozialhilfe zugeordnet werden. Dies entspricht einem Anteil von 12,3 Prozent aller Stelleninserate. Dieser Anteil blieb zwischen 2011 und 2016 mehr oder weniger konstant: Er variierte in diesem Zeitraum lediglich zwischen 11,8 und 13,0 Prozent. Am Anteil der Stelleninserate gemessen, stellt die Sozialhilfe das viertgrösste Arbeitsfeld im Sozialwesen dar: Sie folgt nach dem Behindertenbereich, der Erziehung/Bildung und der Jugendarbeit.
Im Jahr 2016 wurden mit Abstand die meisten Stelleninserate des Arbeitsfeldes Sozialhilfe in den Kantonen Zürich (191 Inserate; 26 Prozent) und Bern (179 Inserate; 25 Prozent) ausgeschrieben. Es folgten die Kantone Aargau (57 Inserate; 8 Prozent), Solothurn (52 Inserate; 7 Prozent) und Luzern (46 Inserate; 6 Prozent).

Ausgeschriebene Stellen im Arbeitsfeld Sozialhilfe nach Kanton | Sozialinfo & FHNW
Qualifizierte Fachmitarbeitende gesucht
Stelleninserate für qualifizierte Fachmitarbeit machten im Jahr 2016 in der Sozialhilfe mit Abstand den grössten Teil aus (78 Prozent). 11 Prozent der Inserate betreffen Kader- oder Leitungsstellen, 5 Prozent Gruppen- oder Teamleitungsstellen. Auffällig klein ist der Anteil an Praktikums- und Zivildienststellen (1 Prozent). Zum Vergleich: Betrachtet man alle Arbeitsfelder des Sozialwesens zusammen, haben Praktika und Zivildienststellen einen Anteil von 13 Prozent. Die Anteile der Kaderstellen und diejenigen der qualifizierten Fachmitarbeit sind hingegen in der Sozialhilfe, verglichen mit anderen Arbeitsfeldern des Sozialwesens, höher. Dementsprechend handelt es sich auch bei den meisten ausgeschriebenen Stellen um Festanstellungen (86 Prozent), lediglich 14 Prozent sind befristet.

Ausgeschriebene Funktionen in den Stelleninsraten der Sozialhilfe | Sozialinfo & FHNW
Hochschulabschluss gefragt
Die Mindestanforderungen, die in den Stelleninseraten in Bezug auf die Ausbildung gestellt werden, sind im Bereich der Sozialhilfe, verglichen mit anderen Arbeitsfeldern des Sozialwesens, sehr hoch: So gibt es beispielsweise in der Sozialhilfe einen hohen Anteil an Stelleninseraten, die einen Hochschulabschluss verlangen (50 Prozent). Zum Vergleich: Im Arbeitsfeld Erziehung/Bildung wird lediglich in 12 Prozent der Inserate ein Hochschulabschluss gefordert, im Behindertenbereich sogar nur in 4 Prozent der Fälle. Ebenfalls wird in der Sozialhilfe oft die Anforderung gestellt, mindestens eine höhere Berufsbildung abgeschlossen zu haben (29 Prozent). Nur wenige der ausgeschriebenen Stellen richten sich an Personen mit einer beruflichen Grundbildung (9 Prozent). Hier zeigt der Vergleich mit anderen Arbeitsfeldern, dass dies einem kleinen Anteil entspricht: Im Arbeitsfeld Erziehung/ Bildung beträgt er beispielsweise 31 Prozent, im Behindertenbereich gar 47 Prozent.

Geforderte Ausbildung im Arbeitsfeld Sozialhilfe
Tendenziell hohe Arbeitspensen
Das Arbeitspensum im Arbeitsfeld Sozialhilfe ist im Vergleich zu anderen Arbeitsfeldern tendenziell hoch. Zwar ist der Anteil reiner Vollzeitstellen, also ohne die Option 90 Stellenprozente arbeiten zu können, mit 7 Prozent vergleichsweise klein. Jedoch stellen Teilzeitpensen von über 50 Stellenprozenten mit 85 Prozent die grosse Mehrheit dar, während kleine Teilzeitpensen von bis zu 50 Stellenprozenten nur in 8 Prozent der Fälle gesucht sind. Dieser Anteil ist deutlich kleiner als in anderen Arbeitsfeldern, beispielsweise der Erziehung/Bildung oder der Jugendarbeit.

Ausgeschriebene Arbeitspensen in den vier grössten Arbeitsfeldern | Sozialinfo & FHNW
Das Arbeitsfeld Sozialhilfe zeichnet sich im Vergleich zu anderen Arbeitsfeldern des Sozialwesens somit durch vergleichsweise hohe Arbeitspensen und besonders hohe Qualifikationsanforderungen aus. Dies spiegelt sich auch darin wieder, dass im Arbeitsfeld Sozialhilfe fast ausschliesslich Stellen ausgeschrieben werden, die qualifiziertes Personal verlangen, während Praktikums- oder Zivildienststellen rar sind.
Autor*innen
Sarah Madörin

Jeremias Amstutz
Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent am Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW.
Peter Zängl

Barbara Beringer
ehem. Geschäftsleiterin Sozialinfo