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Prävention von Online-Radikalisierung

13.02.2020 - 2 Min. Lesezeit

Jugendarbeit
Straf- / Massnahmenvollzug
Andere

Regine Strub

Fachredaktion Sozialinfo

Extremistische Gruppierungen nutzen das Internet gezielt, um ihre Ideologien zu verbreiten. Prävention sollte deshalb auch hier ansetzen. Die Informationsplattform ‚Jugend und Medien‘ hat nun eine Broschüre mit Empfehlungen herausgegeben.

In einem YouTube-Video werden dschihadistische Kämpfer als Helden gefeiert. Auf Facebook findet sich eine Veranstaltung, die sich erst nach längerer Recherche als Anlass einer rechtsextremen Gruppierung erweist. In einem linksradikalen Online-Forum wird unmissverständlich zu Gewalt aufgerufen… Das Internet bietet extremistischen Aktivist*innen unzählige Möglichkeiten, ihre Ideologien zu verbreiten und neue Anhänger*innen zu finden.

Ein Ansatz zur Prävention von Online-Radikalisierung ist das Modell der Gegennarrative und der alternativen Narrative. Narrative sind sinnstiftende Erzählungen, die Werte und Emotionen transportieren. Sie beeinflussen die Art und Weise, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen.

Die Informationsplattform Jugend und Medien hat im Januar 2020 eine Broschüre publiziert, die diesen Präventionsansatz näher vorstellt. Die Erfahrungen aus vier Pilotprojekten werden erläutert und Empfehlungen für Projektverantwortliche, Fachpersonen und Behörden abgeleitet. 

Nationaler Aktionsplan

Die Schweiz hat am 4. Dezember 2017 einen Nationalen Aktionsplan zur Verhinderung und Bekämpfung von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus (NAP) verabschiedet. Die nationale Plattform 'Jugend und Medien' des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) hat bei der Erarbeitung dieses Aktionsplanes mitgearbeitet. Sie war insbesondere an der Massnahme mit dem sperrigen Titel «Verhinderung von Radikalisierung, insbesondere via Internet, mittels Gegennarrativen und alternativen Narrativen» beteiligt.

Gegennarrative und alternative Narrative

Gegennarrative und alternative Narrative wollen aufklären und zu einer kritischen Meinungsbildung beitragen. Gegennarrative dienen dazu, extremistische Inhalte im Internet oder in sozialen Medien als Propaganda zu entlarven und zu diskreditieren. So kann ein Gegennarrativ zu einem kriegsverherrlichenden Narrativ zum Beispiel die negativen Folgen eines Krieges aufzeigen.

Bei alternativen Narrativen geht es darum, positive Botschaften zu vermitteln. Im Gegensatz zu extremistischen Narrativen, die eine „Freund-Feind“ Perspektive einnehmen, behandelt ein alternatives Narrativ zum Beispiel Themen der sozialen Integration und Toleranz.

Die Narrative sollen nicht in erster Linie jene Menschen erreichen, die von ihrem radikalen Standpunkt schon überzeugt sind, sondern Menschen, die in ihrer Haltung noch nicht gefestigt oder unsicher sind.

Erfolgsfaktoren und Empfehlungen

Welche Faktoren tragen zum Erfolg von Präventionsprojekten bei? Aufgrund der wissenschaftlichen Evaluation von vier Pilotprojekten haben Forschende der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der Hochschule für Soziale Arbeit Fribourg (HETS-FR) fünf Erfolgsfaktoren herausgearbeitet. So sind besonders jene Projekte gut gelungen, bei denen bereits zu Beginn ein breites Netzwerk an unterstützenden Organisationen und engagierten Einzelpersonen vorhanden war. Auch eine klare Konzeption des Projektes mit einer Definition der Ziele, der Organisation und Finanzierung sind von Vorteil. 

Die Forschenden haben Qualitätskriterien für Projekte definiert und Handlungsempfehlungen formuliert. Weiter listet die Broschüre Fragen auf, die sich Behörden, Geldgebende und Projektverantwortliche stellen sollten, bevor sie ein Projekt initiieren.

«Jugend und Medien»

Die Website Jugend und Medien stellt Informationen bereit, die Kinder und Jugendliche befähigen sollen, Medien sicher, altersgerecht und verantwortungsvoll zu nutzen.

Autor*in

Regine Strub

Bei der Prävention von Radikalisierung und Extremismus ist auch die Soziale Arbeit gefragt. Doch es gibt nur wenige Erfahrungen dazu, wie diese aussehen sollte.

Insbesondere muss Prävention auch online angesiedelt sein, um die anvisierten Zielgruppen erreichen zu können. Denn gerade via Internet verbreiten extremistische Aktivist*innen geschickt ihre Ideologien und gewinnen neue Anhänger*innen.

Die Medienplattform 'Jugend und Medien' des BSV hat Pilotprojekte in diesem Bereich unterstützt, begleitet und wissenschaftlich evaluieren lassen. Das Resultat ist eine Broschüre mit Handlungsempfehlungen für zivilgesellschaftliche Organisationen, Behörden und Fachpersonen.