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Die Stellen in der Jugendarbeit

03.10.2018 - 5 Min. Lesezeit

Jugendarbeit
Portrait von Sarah MadörinSymbol eines Portraits

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8. Arbeitsmarktmonitor: Geforderte Qualifikation in der Jugendarbeit und in allen Arbeitsfeldern des Sozialwesens (Die Kategorie "andere Ausbildung" wurde bei dieser Darstellung nicht einbezogen, da der Fokus auf der beruflichen Grundbildung, der höheren Berufsbildung und der Hochschulstufe liegen.)

Bei der Jugendarbeit handelt es sich – gemessen an den ausgeschriebenen Stellen – um eines der grössten Arbeitsfelder im Sozialwesen der Schweiz. Von den 6083 Stellen, die im Jahr 2017 im Stellenmarkt von sozialinfo.ch ausgeschrieben wurden, betreffen 945 die Jugendarbeit. Dieser Anteil von 16 Prozent an allen Stelleninseraten entspricht demjenigen der Vorjahre: Seit 2011 bewegt er sich zwischen 15 und 17 Prozent. Lediglich in den Arbeitsfeldern Erziehung/Bildung (19 Prozent) und Behindertenarbeit (20 Prozent) wurden im Jahr 2017 mehr Stellen ausgeschrieben.

Achter Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen der Schweiz

Mit Abstand am häufigsten wird von den BewerberInnen im Arbeitsfeld Jugendarbeit eine höhere Berufsbildung verlangt (44 Prozent). Der Anteil Inserate, in denen lediglich eine berufliche Grundbildung gefordert wird, ist mit 24 Prozent im Vergleich zu anderen Arbeitsfeldern klein. Am seltensten werden in der Jugendarbeit jedoch Bewerbende mit einem Hochschulabschluss gesucht (15 Prozent). Verglichen mit anderen Arbeitsfeldern des Sozialwesens ist diese Zahl eher tief. Als Grund für diesen vergleichsweise geringen Anteil an Stelleninseraten, die einen Hochschulabschluss fordern, sieht Marcus Casutt, Geschäftsleiter des Dachverbands Offene Kinder- und Jugendarbeit, die Schwierigkeit, offene Stellen zu besetzen. Arbeitgebende würden aufgrund dieser Schwierigkeiten die Schwelle bezüglich der Ausbildung zum Teil bewusst tiefer ansetzen, um so mehr Stellensuchende zu erreichen. Für Frieder Recht, Gesamtleiter der Sonnenhof Arlesheim AG, einer Einrichtung, in der Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsbedarf begleitet werden, hängt es auch damit zusammen, dass Hochschulabschlüsse in der Jugendarbeit vor allem für Leitungsfunktionen gefordert werden. Diese Funktionen seien seltener als andere. Zudem sei die Fluktuation bei Leitungspositionen tiefer.

8. Arbeitsmarktmonitor: Geforderte Qualifikation in der Jugendarbeit und in allen Arbeitsfeldern des Sozialwesens (Die Kategorie "andere Ausbildung" wurde bei dieser Darstellung nicht einbezogen, da der Fokus auf der beruflichen Grundbildung, der höheren Berufsbildung und der Hochschulstufe liegen.)

8. Arbeitsmarktmonitor: Geforderte Qualifikation in der Jugendarbeit und in allen Arbeitsfeldern des Sozialwesens (Die Kategorie "andere Ausbildung" wurde bei dieser Darstellung nicht einbezogen, da der Fokus auf der beruflichen Grundbildung, der höheren Berufsbildung und der Hochschulstufe liegen.) | Sozialinfo & FHNW

Viele Praktikums- und Zivildienststellen

Wie im Arbeitsfeld Behindertenarbeit1 ist auch in der Jugendarbeit der Anteil Stelleninserate für Praktikums- und Zivildienststellen mit 20 Prozent sehr hoch. Dies erklären sowohl Frieder Recht als auch Marcus Casutt unter anderem damit, dass es in der Jugendarbeit eine lange Tradition gibt, Berufsleute im Rahmen von Praktika auszubilden. Die Jugendarbeit eigne sich dank der Art und Vielfalt der Aufgaben sehr gut dafür, BerufseinsteigerInnen zu beschäftigen. Eliane Michel, Direktorin des kantonalen Jugendheims Lory in Münsingen, führt die vielen Praktikumsstellen darauf zurück, dass in der Jugendarbeit relativ bald praktisch gearbeitet werden kann und rasch ein Nutzen für die Arbeitgebenden spürbar wird. Allerdings könne bei Organisationen mit knappen finanziellen und personellen Ressourcen auch der finanzielle Aspekt eine Rolle spielen, wie Marcus Casutt ergänzt. Die meisten Inserate betreffen jedoch Stellen für die qualifizierte Fachmitarbeit (61 Prozent). Lediglich jeweils sechs Prozent sind ausgeschriebene Kader- und Teamleitungsstellen. Andere Funktionen wie beispielsweise Stellvertretungen oder Freiwilligenarbeit machen bei den Stellen im Bereich der Jugendarbeit etwa sieben Prozent der Inserate aus.

Wenig hohe Arbeitspensen

Der Anteil ausgeschriebener Vollzeitstellen2 unterscheidet sich mit neun Prozent kaum vom Durchschnitt aller Arbeitsfelder im Sozialbereich (10 Prozent). Der grösste Unterschied lässt sich bei hohen Teilzeitpensen mit über 80 Stellenprozenten ausmachen: Während diese bei der Gesamtheit der auf sozialinfo.ch ausgeschriebenen Stellen mehr als einen Fünftel aller Stelleninserate ausmachen (22 Prozent), beträgt ihr Anteil in der Jugendarbeit lediglich einen Zehntel (11 Prozent). Demgegenüber sind Stellen mit mittleren Teilzeitpensen von 41 bis 60 Stellenprozenten in der Jugendarbeit deutlich stärker vertreten als in anderen Arbeitsfeldern (27 Prozent gegenüber einem Durchschnitt von 19 Prozent). Laut Frieder Recht ist dies auf die höhere Flexibilität zurückzuführen, die den Betrieben durch mehrere Mitarbeitende mit mittleren Teilzeitpensen ermöglicht wird. Krankheitssituationen und Sonderbedürfnisse können so besser abgedeckt werden. Auch die hohe Arbeitsbelastung der einzelnen Mitarbeitenden kann auf diese Weise besser abgefedert werden: «Die Erfahrungen zeigen, dass die Arbeit derart kräftezehrend ist, dass Mitarbeitende mit hohen Arbeitspensen rascher ausbrennen und nicht die Regenerationszeit haben, die sie eigentlich benötigen», so Recht.

8. Arbeitsmarktmonitor: Ausgeschriebenes Arbeitspensum in der Jugendarbeit und in allen Arbeitsfeldern

8. Arbeitsmarktmonitor: Ausgeschriebenes Arbeitspensum in der Jugendarbeit und in allen Arbeitsfeldern

Im stationären Bereich kommt hinzu, dass Mitarbeitende oft im Heim übernachten müssen, erläutert Eliane Michel, Direktorin des Jugendheims Lory: «Bei diesen sogenannten Pikettdiensten wird für die Nacht eine finanzielle Entschädigung ausgerichtet – die Stunden werden aber nicht an die Arbeitszeit angerechnet. Dadurch fällt die Präsenz um einige Stunden höher aus als die effektive Arbeitszeit.» Daher seien Mitarbeitende mit einem Beschäftigungsgrad von mehr als 80 Prozent einer sehr hohen Belastung ausgesetzt.

Jugendarbeit – ein guter Einstieg in die Soziale Arbeit

Die Entwicklung des Stellenmarktes ist auch für Personalverantwortliche ein Thema. Giacomo Dallo ist seit 2011 Geschäftsführer der Offenen Jugendarbeit Zürich. Seine Einschätzungen zum Stellenmarkt in der Jugendarbeit.

Autor*innen

Portrait von Sarah Madörin

Sarah Madörin

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement

Jeremias Amstutz

Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent

Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement

Co-Projektleiter des Studiengangs «Freiform»

Symbol eines Portraits

Peter Zängl

Dozent

Hochschule für Soziale Arbeit FHNW, Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement

Barbara Beringer

ehem. Geschäftsleiterin

Sozialinfo