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Die Stellen in der Behindertenarbeit

06.03.2018 - 4 Min. Lesezeit

Behindertenbereich
SM
PZ

Autor*innen

Kuchendiagramm mit der Häufigkeit der ausgeschriebenen Stellen nach Funktion

Jede fünfte Stelle, die im Jahr 2017 auf der Webseite von Sozialinfo ausgeschrieben wurde, betrifft das Arbeitsfeld Behindertenarbeit. Die Analyse zeigt: Geringere Anforderungen beim Bildungsabschluss und tendenziell höhere Arbeitspensen kennzeichnen die Stellenangebote in diesem Bereich.

Siebter Monitor des Stellenmarktes im Sozialwesen der Schweiz

Der Anteil der Stellen, die im Arbeitsfeld Behindertenarbeit ausgeschrieben werden, hat seit dem Jahr 2011, als sie erst knapp 12 Prozent aller Stelleninserate ausmachten, kontinuierlich zugenommen. Dies zeigt die Analyse des Stellenmarktes auf Sozialinfo. Vergangenes Jahr war bereits jede fünfte der 6083 ausgeschriebenen Stellen dem Arbeitsfeld Behindertenarbeit zuzuordnen.

Liniendiagramm Anteil des Arbeitsfeldes Behindertenarbeit an allen Inseraten (2011–2017)

7. Arbeitsmarktmonitor: Anteil des Arbeitsfeldes Behindertenarbeit an allen Inseraten (2011–2017) | Sozialinfo & FHNW

Vergleichsweise tiefe Qualifikationsanforderungen

Verglichen mit anderen Arbeitsfeldern in der Sozialen Arbeit ist das Arbeitsfeld Behindertenarbeit dasjenige mit den tiefsten Qualifikationsanforderungen. Mehr als die Hälfte der ausgeschriebenen Stellen in der Behindertenarbeit erfordert lediglich eine berufliche Grundbildung. Dahingegen ist der Anteil Stelleninserate, die einen Hochschulabschluss verlangen, mit 5 Prozent sehr tief. Zum Vergleich: In den Arbeitsfeldern Sozialhilfe, Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde und Opferhilfe verlangen je rund 50 Prozent der Inserate einen Hochschulabschluss, in der Jugendarbeit und in der Sozialpsychiatrie je 15 Prozent und in der Suchthilfe 30 Prozent.

Die Auswertung der Daten von Sozialinfo zeigt zudem, dass die Qualifikationsanforderungen im Arbeitsfeld Behindertenarbeit seit 2011 gesunken sind. So ist der Anteil der Inserate, in denen ein Hochschulabschluss verlangt wird, von 11 Prozent im Jahr 2011 auf 5 Prozent im 2017 gesunken, während die Nachfrage nach Personen mit beruflicher Grundbildung im gleichen Zeitraum anteilsmässig zugenommen hat (von 41 auf 53 Prozent). Auch der Anteil ausgeschriebener Stellen, die eine höhere Berufsbildung erfordern, ist gesunken: von 29 Prozent im 2011 auf 24 Prozent im 2017.

Säulendiagramm: Geforderte Qualifikation im Arbeitsfeld Behindertenarbeit (ohne «andere Ausbildung»)

7.Arbeitsmarktmonitor: Geforderte Qualifikation im Arbeitsfeld Behindertenarbeit (ohne «andere Ausbildung») | Sozialinfo & FHNW

Tendenziell hohe Arbeitspensen

Der Durchschnitt der ausgeschriebenen Arbeitspensen liegt im Arbeitsfeld Behindertenarbeit mit rund 77 Stellenprozenten leicht über dem Durchschnitt aller Arbeitsfelder zusammen (73 Stellenprozente). Eine detailliertere Analyse zeigt, dass sich das Arbeitsfeld Behindertenarbeit vor allem bei den mittleren und hohen Arbeitspensen von der Gesamtheit der Arbeitsfelder unterscheidet: So hat die Behindertenarbeit einen kleineren Anteil Stelleninserate mit einem Arbeitspensum von 41 bis 60 Stellenprozenten, dafür einen grösseren Anteil mit Teilzeitpensen über 80 Prozent und Vollzeit-Stellen.1 Der Anteil Inserate mit 61 bis 80 Stellenprozenten unterscheidet sich kaum von demjenigen anderer Arbeitsfelder.

Viele Praktikums- und Zivildienststellen

Im Arbeitsfeld Behindertenarbeit werden mit 60 Prozent die meisten Stellen für die qualifizierte Fachmitarbeit ausgeschrieben. Jede zehnte der ausgeschriebenen Stellen ist eine Teamleitungsstelle und 6 Prozent sind Kaderstellen. Der Anteil an Praktikums- und Zivildienststellen ist mit 20 Prozent ziemlich hoch – vor allem im Vergleich zu anderen Arbeitsfeldern wie der Sozialhilfe (1 Prozent), der Sozialpsychiatrie (9 Prozent), dem Kindes- und Erwachsenenschutz (4 Prozent), oder der Familienberatung (3 Prozent).

Kuchendiagramm: Ausgeschriebene Funktionen im Arbeitsfeld Behindertenarbeit

7. Arbeitsmarktmonitor: Ausgeschriebene Funktionen im Arbeitsfeld Behindertenarbeit | Sozialinfo & FHNW

Der Stellenmarkt in der Behindertenarbeit aus Arbeitgebersicht

Die Entwicklung des Stellenmarktes ist auch für Personalverantwortliche ein Thema. Antonio Gallego hat langjährige Führungserfahrung im Behindertenbereich. Seine Einschätzungen über die Veränderungen in der Behindertenarbeit.

Autor*innen

Jeremias Amstutz

Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent am Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW.

Sarah Madörin

Peter Zängl

Barbara Beringer

ehem. Geschäftsleiterin Sozialinfo