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Ausbildungsplätze, Praktika und Zivildienststellen

22.10.2017 - 2 Min. Lesezeit

SM
PZ

Autor*innen

Gruppe bespricht am Tisch das Vorgehen im Workshop

Dieser Monitor beschäftigt sich mit Ausbildungsplätzen, Praktika und Zivildienststellen in Organisationen der Sozialen Arbeit. Die Auswertungen basieren auf Stelleninseraten, die im Jahr 2016 auf der Stellenplattform von sozialinfo.ch publiziert wurden.

Säulendiagramm Anteil der Arbeitspensan an allen Ausbildungsplätzen und Praktikums-/Zivildienststellen

Grafik 1: Anteil der Arbeitspensen an allen Ausbildungsplätzen und Praktikums-/Zivildienststellen (2016) | Sozialinfo

Seit 2011 haben die Stelleninserate für Ausbildungsplätze im Sozialwesen nur minim zugenommen (von ca. 45 auf 70), während sich die Zahl ausgeschriebener Praktikums-/Zivildienststellen1 beinahe verdoppelt hat (von ca. 435 auf 800). Im Jahr 2016 gab es somit elfmal mehr Stelleninserate für Praktika und Zivildienststellen als für Ausbildungsplätze.

Laut Marcus Casutt2, dem Geschäftsführer des Dachverbands Offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz (DOJ), könnte dies unter anderem daran liegen, dass Ausbildungsplätze aufgrund der grossen Nachfrage auch ohne Stellenausschreibung besetzt werden können. Studierende erhalten die Kontakte von Institutionen, die Ausbildungsplätze anbieten, teilweise direkt von ihren Ausbildungsstätten. Hinzu komme, dass es für Institutionen aufwändiger sei, einen neuen Ausbildungsplatz zu schaffen als eine neue Praktikums- oder Zivildienststelle. Zudem werden Praktikums- und Zivildienststellen häufiger neu besetzt als Ausbildungsplätze.

Arbeitspensum

Ausbildungsplätze und Praktikums-/Zivildienststellen unterscheiden sich relativ stark bezüglich des Arbeitspensums: Ausbildungsplätze werden am häufigsten mit 60 Stellenprozenten ausgeschrieben, Praktikums-/ Zivildienststellen am häufigsten als Vollzeitstellen.
Bei den Ausbildungsplätzen machen mittlere Teilzeitpensen von 41 bis 70 Stellenprozenten rund die Hälfte der ausgeschriebenen Stellen aus, während diese bei Praktika und Zivildienststellen mit rund 10 Prozent vergleichsweise selten sind. Dafür sind hohe Teilzeitpensen und Vollzeitstellen bei Praktikums- und Zivildienststellen sehr stark vertreten, bei den Ausbildungsplätzen hingegen weniger häufig, da neben der Praxisausbildung meist eine (Hoch-)Schulausbildung absolviert wird.

Arbeitsfelder

Den grössten Anteil an allen Ausbildungsplätzen und Praktikums-/Zivildienststellen haben die Arbeitsfelder Jugendarbeit, Erziehung/Bildung und Behindertenarbeit (s. Grafik 2).

Balkendiagramm Anteil der Arbeitsfelder an allen Ausbildungsplätzen und Praktikums-/Zivildienststellen 2016

Grafik 2: Anteil der Arbeitsfelder an allen Ausbildungsplätzen und Praktikums-/Zivildienststellen (2016) | Sozialinfo

In anderen Arbeitsfeldern wiederum wur- den im Jahr 2016 keine Ausbildungsplätze ausgeschrieben (z.B. Betriebliche Sozialar- beit, Opferhilfe, Schulsozialarbeit, Straf- vollzug/Bewährung). In der Schulden-, Scheidungs- und Paarberatung wurden weder Ausbildungsplätze noch Prakti- kums-/Zivildienststellen ausgeschrieben. Mögliche Gründe für diese ungleiche Verteilung der Ausbildungs- und Praktikums-/ Zivildienststellen sieht Marcus Casutt unter anderem darin, dass es in Bereichen wie der Jugendarbeit und Behindertenarbeit eine lange Tradition gibt, Berufsleute im Rahmen von Praktika oder berufsbegleitend auszubilden. Zudem würden sich diese Arbeitsfelder durch ihre Vielfalt möglicherweise eher dafür eignen, Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger zu beschäftigen, als andere eher spezialisierte Arbeitsfelder. In einzelnen Bereichen mit knappen finanziellen und personellen Ressourcen werde laut Marcus Casutt auch der finanzielle Aspekt dabei ausschlaggebend sein, ob Praktika oder Ausbildungsplätze angeboten werden.
Während Ausbildungsplätze in allen Arbeitsfeldern jeweils einen sehr kleinen Teil ausmachen (der höchste Anteil findet sich mit drei Prozent in der Jugendarbeit), spielen Praktikums-/Zivildienststellen in einigen Arbeitsfeldern eine wichtige Rolle: In den Tagesstätten und im Arbeitsfeld Erziehung/Bildung machen Praktikums-/Zivildienststellen beispielsweise fast ein Viertel aller Inserate aus, in den Werkstätten und in den Arbeitsfeldern Behindertenarbeit und Jugendarbeit ca. ein Fünftel.

Bereicherung für die Institutionen

Gefragt nach den Erfahrungen, die er mit Auszubildenden gemacht hat, betont Marcus Casutt, dass er sie jeweils als Bereicherung für die Mitarbeitenden und die Institution erlebt hat: «Als Institution profitiert man aus meiner Sicht immer, wenn neue Leute von aussen dazu kommen. Meistens bringen sie neue Ideen ein oder sie stellen bestehende Abläufe und Angebote in Frage. Dadurch kann sich die Institution weiterentwickeln. Hinzu kommt, dass man als Institution durch Studierende immer auch am Puls der neusten Entwicklungen an den Fachhochschulen ist.»

Autor*innen

Barbara Beringer

ehem. Geschäftsleiterin Sozialinfo

Sarah Madörin

Peter Zängl

Jeremias Amstutz

Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent am Institut Beratung, Coaching und Sozialmanagement an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW.