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Am Anfang steht die Erfahrung - Umgang mit dem Thema Erfahrung im Stellenmarkt des Sozialwesens

16.12.2021 - 10 Min. Lesezeit

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Portrait von Christine Mühlebach

Autor*innen

Frau füllt Bewerbung auf Papier mit Stift aus

Unter einer Vielzahl von Anforderungen, die in Stellenanzeigen an mögliche Kandidat*innen gestellt werden, findet sich oft auch das Thema Erfahrung. Eine Anforderung, welcher Neueinsteigende nur schwer genügen können. Welche Art und wie viel Erfahrung wird gewünscht? Wie können Neueinsteigende diese Erfahrung sammeln? Diesen Fragen gehen wir im vorliegenden Artikel mittels Auswertung von 300 Stellenanzeigen und sieben Interviews mit Mitarbeitenden und Führungskräften aus dem Sozialwesen nach.

Maria Oswald-Egg, Professorin an der ETH Zürich, definiert mit Bezug auf den Duden Berufserfahrung als "durch Wiederholen gewonnene Kenntnis in einer Tätigkeit, mit der man sein Geld verdient"1. Petra Fischer weist in ihrer Dissertation darauf hin, dass Erfahrungswissen einen hohen Anteil an implizitem Wissen enthält, bei dem sogar Wissensträger*innen selbst den Inhalt nicht beschreiben können und es sich somit "einer vollständigen rationalen Durchdringung entzieht"2.

In einer für den vorliegenden Artikel durchgeführten Analyse von 300 zufällig ausgesuchten Stellenanzeigen aus dem Sozialwesen von Sozialinfo aus dem Jahre 2018 wurde festgestellt, dass das Thema Erfahrung in 239 davon angesprochen wird (80%). Der Erfahrung kommt also eine grosse Bedeutung zu. In 95 Fällen ist die Rede von Berufserfahrung, die mögliche Kandidat*innen mitbringen sollen. In 77 Fällen wird Erfahrung mit einer bestimmten Klientel gefordert, in 44 Fällen wird nach Führungserfahrung gefragt, in 16 Fällen nach Erfahrung im Umgang mit bestimmten Methoden und in ein paar wenigen Fällen nach Lebenserfahrung.

n den allermeisten Stellenanzeigen reicht Erfahrung alleine jedoch nicht aus. Gefragt wird meistens nach Ausbildung und Erfahrung. Lediglich in vier Fällen genügt es, Erfahrung zu haben.

In Bezug auf das Ausmass der Erfahrung, die für Stellen vorausgesetzt wird, gibt es unterschiedliche Formulierungen. Während in den meisten Stellenanzeigen keine Angaben zum Umfang der Erfahrung zu finden sind, wird in 54 Stellenanzeigen (18%) nach mehrjähriger Erfahrung gefragt. In fünf Fällen wird fundierte Erfahrung verlangt und in vier zumindest erste Erfahrungen. In wenigen Fällen wird nach einer gewissen Anzahl an Erfahrungsjahren gefragt: mindestens zwei Jahre, drei Jahre oder fünf Jahre.

Junge und Neueinsteiger*innen besonders betroffen

Laut Stefan Sacchi und Alexander Salvisberg, Forscher an der Universität Zürich, ist zu Beginn der 2000er Jahre das Stellenangebot für Berufseinsteiger*innen anteilsmässig zurückgegangen und es wurde vermehrt die Anforderung formuliert, dass Bewerber*innen Berufserfahrung mitbringen.3

Besonders betroffen von der Anforderung bezüglich der Erfahrung sind denn auch junge Erwachsene und Neueinsteiger*innen, die diese Erfahrung noch nicht mitbringen. Dies führt auch dazu, dass unter Jugendlichen die Arbeitslosenquote allgemein doppelt so hoch ist wie bei Erwachsenen.4

In besonderem Masse sind laut Oswald-Egg unter anderem Berufseinsteiger*innen mit einem akademischen Bildungshintergrund betroffen.5 In einer Studie sahen letztere über alle Fachbereiche hinweg in der fehlenden Berufserfahrung die Hauptursache für ihre Probleme bei der Stellensuche.6
In der Sozialen Arbeit machten 70% der Befragten die fehlende Berufserfahrung für die Probleme beim Berufseinstieg verantwortlich, gefolgt von ihrem Alter (51%). Lediglich 30% machten die Stellensituation auf dem Arbeitsmarkt verantwortlich.7 Dieser Befund deckt sich mit Erkenntnissen einer früheren Studie aus Deutschland mit 1'000 Absolvent*innen der Studiengänge "Soziale Arbeit" und 850 Arbeitgebenden aus dem Sozialbereich. Dieser Studie nach erhöhen insbesondere Praktika, die zusätzlich zu den im Curriculum vorgesehenen Praktika absolviert werden, die Chancen auf eine studienfachnahe Beschäftigung. Dabei weisen Arbeitgebende den zusätzlichen Praktika eine hohe Bedeutung zu, während Absolvent*innen deren Bedeutung eher als gering einstufen. Seitens der Arbeitgebenden werden Kandidat*innen bevorzugt, die möglichst viel Erfahrung im Feld der zu besetzenden Stelle aufweisen.8 Anzumerken gilt, dass die Erwerbslosigkeit bei Hochschulabsolvent*innen der Sozialen Arbeit mit ca. 10% im Vergleich zu anderen Fachbereichen relativ gering ist.9

Da in 80% der Stelleninserate im Sozialwesen von Erfahrung die Rede ist, ist anzunehmen, dass diese eine wichtige Rolle spielt in der Stellenbesetzung. Wozu dient Erfahrung und wie wichtig ist sie wirklich?

Funktion und Wichtigkeit von Erfahrung

Laut den geführten Interviews bildet eine Ausbildung im Sozialwesen das Fundament. Es werden verschiedene Theorien erlernt und Kompetenzen gefördert. Erst mittels praktischer Erfahrung kristallisiert sich heraus, wie und in welcher Situation diese am besten angewendet werden können. Es ist ein "Learning by doing"-Prozess, in dem probiert wird und aus dem Erkenntnisse gewonnen werden.10 Dies gilt insbesondere auch im Umgang mit Klient*innen, die unterschiedliche Lebensverläufe und kulturelle Hintergründe aufweisen. Es sind oft auch für die Sozialarbeitenden selber belastende Situationen und Spannungsfelder darunter, die Fingerspitzengefühl erfordern und mit denen Fachpersonen der Sozialen Arbeit umgehen können sollten.11 Hier bietet Erfahrung Sicherheit und Orientierung12 und dient auch dazu, sich selbst kennenzulernen und sich der eigenen Rolle bewusst zu werden.13

Was Erfahrung bestimmt tut, ist falsche Erwartungen seitens der Arbeitnehmenden an Stellen in einem bestimmten Arbeitsbereich verhindern. So sagt Simon Aebischer, Bereichsleiter Erwachsene/Einzelpersonen bei den Regionalen Sozialen Diensten Wohlen: "Wer nicht bereits einmal auf einem Sozialdienst gearbeitet hat, kann sich oft nur schwer vorstellen, in welchem Tempo und unter welcher Belastung hier gearbeitet wird."14 Gerade bei Sozialdiensten wird oft unterschätzt, wie gross der Anteil an Administration ist, im Vergleich zum sozialarbeiterischen Teil.

Aus organisationaler Sicht reduziert Arbeitserfahrung den Aufwand für die Einarbeitung und somit auch die Einstellungskosten.15 Simon Aebischer bestätigt im Interview diese Einschätzung: "Die Einarbeitung für eine Beratungsstelle auf einem Sozialdienst dauert bis zu zwei Jahre. Bei den knappen Ressourcen die uns zur Verfügung stehen, ist es faktisch nicht leistbar, wenn wir hierbei bei null anfangen müssen. Wir erwarten daher von Bewerbenden im Mindesten, dass diese vorgängig ein Praktikum auf einem Sozialdienst absolviert haben oder gleichwertige Erfahrung im Sozialbereich mitbringen."16

Die betriebliche Sozialarbeiterin Laura Cordova stimmt zu, dass die Anforderung nach Erfahrung wahrscheinlich mit knappen Ressourcen und Zeitdruck bei der Stellenbesetzung zu tun hat. Gleichzeitig hält sie dagegen: "Die Annahme der Zeitersparnis stimmt wahrscheinlich nur bedingt, denn an jedem neuen Arbeitsplatz müssen wir die konkreten Abläufe und das spezifische Fachwissen neu erlernen oder zumindest auffrischen. Das dauert."17

Oswald-Egg schreibt, dass Erfahrung den Organisationen die Einschätzung der Fähigkeiten der Kandidat*innen erleichtert.18 Sowohl Laura Cordova, wie auch Margrit Lienhart, Co-Gesamtleiterin von SORA Bern, stellen dies in den Interviews in Frage. "Es gibt Menschen mit viel Erfahrung, die sich für eine bestimmte Stelle nicht eignen, weil sie zu festgefahren sind. Langjährige Erfahrung ist keine Garantie für Eignung."19

Erfahrung alleine sagt zudem noch nichts über die Qualität aus. Laura Cordova: "[Der Begriff der Erfahrung] scheint aufgeladen an Erwartungen und Hoffnungen und bleibt dabei etwas nebulös. Ich meine damit, dass jahrelange Praxis erst dann zu wertvoller Berufserfahrung wird, wenn sie durch Auseinandersetzung mit sich selbst, dem eigenen Wertesystem und dem professionellen Handeln reflektiert wird. Ein Lebenslauf der viele Jahre in einem Bereich aufweist, ist noch kein Hinweis darauf, dass diese Reflexion auch tatsächlich stattgefunden hat. Ähnlich ist es mit dem Begriff der Führungserfahrung. Es besteht der Trugschluss, dass wer Erfahrung in einem Gebiet hat, dieses auch gut bearbeitet, was nicht zwingend stimmen muss."20 Entscheidend ist also nicht das Ausmass der Erfahrung, sondern die Fähigkeit und Bereitschaft zur eigenen Auseinandersetzung damit.

Gerade wenn es um den Umgang mit Klient*innen geht, könnte es sein, dass Erfahrung mit Haltung oder mit professionellem Habitus in Verbindung gebracht wird. Mit Habitus meint Bourdieu die Art und Weise wie Menschen objektive Gegebenheiten subjektiv wahrnehmen, mit den eigenen Erlebnissen und Werten verknüpfen und entsprechend handeln. Dieser innere Kompass ist stark gefestigt und träge. Da er auf vergangene Erfahrungen basiert, lässt er sich nur schwer verändern. Ändern lässt sich der Habitus nur durch "eine wahre Arbeit der Gegendressur, die ähnlich dem athletischen Training wiederholte Übungen einschliesst".21 Er ist jedoch ausschlaggebend dafür, wie Menschen begegnet wird und wie mit Klient*innen umgegangen wird.

Uwe Peter Kanning und Philipp Fricke gingen 2013 in einer Studie mit 814 Personen, 33.8% ohne Führungserfahrung und 66.2% mit Führungserfahrung, der Frage nach, wie nützlich Führungserfahrung wirklich ist. Sie kamen zum Schluss, dass Führungserfahrung oder Lebenserfahrung nicht automatisch mit einem Zuwachs an führungsrelevanten Kompetenzen einhergehe. Des Weiteren halten sie es für wenig sinnvoll, in Stellenausschreibungen auf Führungserfahrungen hinzuweisen, da dies womöglich zwar unerfahrene, aber dafür führungskompetente Personen von einer Bewerbung abhalten könnte.22 Ein Umstand auf den auch in unseren Interviews hingewiesen wird.23

In Stelleninseraten gibt es wenige Hinweise darauf, wie wichtig Erfahrung den Organisationen wirklich ist. Nur vereinzelt lässt es sich durch Formulierungen wie "idealerweise", "von Vorteil", "zwingend" oder "allenfalls" erahnen.

Ob Erfahrung für eine Stelle wichtig ist oder nicht, hängt einerseits von der Stelle selbst beziehungsweise der Komplexität der damit verbundenen Aufgaben, sowie von der jeweiligen Teamkonstellation ab. Ist im Team genügend Erfahrung vorhanden, so ist die Einstellung von Neueinsteiger*innen eher eine Option.24 Da in den Stellenanzeigen die konkreten Konstellationen nicht erkennbar sind, kann eine vorgängige, persönliche Kontaktaufnahme durch die Bewerbenden durchaus lohnend sein.

Erfahrung sammeln, aber wie?

Eine junge Familienbegleiterin berichtet: "Ich selbst habe bereits mehrere Absagen erhalten mit der Begründung, dass ich zu wenig oder keine Erfahrung mit der jeweiligen Klientel mitbringe oder aufgrund meines jungen Alters. Ich habe mich immer gefragt, wie kann ich denn Erfahrung in den jeweiligen Bereichen, mit unterschiedlicher Klientel mitbringen, wenn ich gar keine Chance erhalte, welche zu sammeln?"25

Oswald-Egg zeigt unterschiedliche Wege auf, wie Berufserfahrung gesammelt werden kann: Berufslehre, Erwerbstätigkeit vor dem Studium, Studentenjob, berufsbegleitendes Studium, Praktikum im In- oder Ausland, Freiwilligenarbeit.26

Erfahrungsgemäss ist das Angebot an Praktika im Sozialwesen relativ begrenzt und meist für Vorpraktikant*innen oder für Personen reserviert, die sich in einer Ausbildung befinden. Laut Anja Bodmer, Bereichsleitende Intake 1 der Abteilung Soziales der Stadt Biel, würde es sich lohnen, "grössere Organisationen/Dienste für ein Erfahrungspraktikum anzufragen. Die Abteilung Soziales Biel hat solche Anfragen bereits mehrere Male positiv beantwortet und so die Gelegenheit geschaffen, Berufseinsteiger*innen das Sammeln von Praxiserfahrung zu ermöglichen."27

Eine berufsbegleitende Ausbildung ermöglicht es, das Gelernte jeweils gleich in der Praxis umzusetzen und Erfahrung zu sammeln. Eine weitere Möglichkeit ist, sich bei Organisationen, in denen bereits gearbeitet bzw. ein Praktikum absolviert wurde, als Springer*in zu bewerben. Im Unterschied zur Freiwilligenarbeit werden diese Einsätze entlohnt und damit die Anzahl der geleisteten Stunden dokumentiert. Ebenso kann sich daraus eine Festanstellung ergeben.

Fraglich ist, ob die unterschiedlich erworbenen Erfahrungen in einem Bewerbungsprozess auch wirklich gleich gewichtet werden. Laut den Interviews spielt es jedoch keine Rolle, wie die Erfahrung erlangt wurde.

Dazu meint etwa Anja Bodmer: "Ob die Personen diese Erfahrungen und Kompetenzen aus vorhergehenden Erfahrungen im Sozialbereich oder anderen Bereichen mitbringen ist meines Erachtens nicht zentral. Wichtig ist, dass die Erfahrungen vorhanden sind und sie in einem Bewerbungsschreiben zum Ausdruck kommen."28 Ähnlich sieht es auch Simone Brunner, Abteilungsleiterin Bildung und Information bei der Stiftung Pro Juventute.29

Für Laura Cordova hat sich auch ihre Ausbildung als Kauffrau schon mehrmals bezahlt gemacht: "Die strukturierte Vorgehens- und Denkweise dieses Berufes hilft mir in verschiedensten Situationen, mich zu zentrieren. Auch die dabei angeeigneten PC-Skills sind hilfreich."30

Neben dem Anfragen grösserer Organisationen bezüglich eines Erfahrungspraktikums, dem Ausweisen von anderweitig gemachten Erfahrungen im Bewerbungsschreiben, raten die Interviewten zudem, sich zu überlegen, was die eigenen Antriebskräfte im Leben sind und wie die jeweilige Stelle dazu passt31 sowie den eigenen Wert zu erkennen.32

"Was für die Klientinnen und Klienten gelten soll, gilt auch für uns: Fokussiere dich auf das, was bereits gut gelingt, stärke es und baue die anderen Dinge Stück für Stück aus. Es geht ausserdem darum, den eigenen Wert zu erkennen und bekannt zu machen, getreu dem Motto ‘Verkauf dich gut und du wirst eingestellt’", sagt Samuel Kneubühler, Sozialarbeiter in der polyvalenten Sozialberatung beim Sozial-BeratungsZentrum (SoBZ) Region Willisau-Wiggerthal.33

Einig sind sich die Interviewten, dass sich Stellensuchende nicht von der Forderung nach Erfahrung abschrecken lassen sollten. Eine Bewerbung lohnt sich auch mit wenig Erfahrung.34

Neben der Erfahrung gibt es viele Anforderungen, die eine Rolle spielen: Die Grundhaltung der Person35, Fachwissen36, Soft Skills37, Offenheit, Neugier38 oder die Auseinandersetzung mit der eigenen Person.39

Die Bewerbung muss stimmig sein.40 Dabei helfen kann es, die Bewerbung einer erfahrenen Berufsperson zu zeigen, die selbst auch personal rekrutiert.41

Wenig Erfahrung hat auch Vorteile

In ihrem Buch Berufserfahrung älterer Führungskräfte als Ressource aus dem Jahr 2007 vertritt Petra M. Fischer die Ansicht, dass das Erfahrungswissen älterer Mitarbeitenden eine grosse Ressource darstellt, die seitens Arbeitgebenden zu wenig genutzt werde42. In einem Kapitel bespricht sie jedoch auch die Gegenposition. Hier wird darauf hingewiesen, dass mit Erfahrung eine gewisse Trägheit einhergeht, aufgrund derer der Mensch den Mut verliert, Neues auszuprobieren und daraus zu lernen43. Weiter wird argumentiert, dass Lernen einen aktiven Prozess des Verlernens impliziert, denn eingefahrene Routinen müssen zuerst abgebaut werden, ein unter Umständen schmerzhafter Prozess, um Platz für Neues zu schaffen, was mit Unsicherheit verbunden sein kann44.

Im Umkehrschluss hiesse dies, dass Menschen mit weniger Erfahrung eher bereit sind, sich auf neue Entwicklungen einzulassen, Routinen zu hinterfragen, Erfahrungen zu sammeln und somit zu lernen. Dieser Meinung sind auch die Fachkräfte in unseren Interviews. Ein Grossteil der Interviewten ist der Meinung, dass Neueinsteiger*innen festgefahrene Strukturen und blinde Flecken hinterfragen, langjährige Mitarbeitende stimulieren und neue Energie freisetzen könnten45. Ausserdem verfügten sie über aktuelles Fachwissen46.

Insgesamt haben Neueinsteiger*innen ein grosses Innovationspotenzial für Organisationen und Teams.

Schlussfolgerungen

Insgesamt kommt der Erfahrung bei Stellenausschreibungen im Sozialbereich eine hohe Bedeutung zu. Jedoch sollten sich Arbeitgebende im Klaren darüber sein, was sie genau meinen, wenn sie in Stellenanzeigen von "Erfahrung" schreiben und wie wichtig diese ihnen ist. Sie sollten sich bewusst sein, dass sie mit den oftmals umfangreichen Anforderungskatalogen in Stellenanzeigen möglicherweise Bewerbende abschrecken könnten, die z.B. zwar wenig Berufserfahrung mitbringen, die aber ansonsten für die Stelle sehr geeignet wären. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass Erfahrung alleine noch kein Garant für Qualität ist.

Stellensuchende sollten sich vor Anforderungen in Stellenanzeigen nicht abschrecken lassen, denn dass jemand alle Anforderungen einer Stellenanzeige erfüllt, ist eher unwahrscheinlich. Sie sollten sich darauf konzentrieren was sie gut können, wie die jeweilige Stelle zu ihnen selbst passt und was sie in die Organisation oder ins Team einbringen können. In Bezug auf die Erfahrung gilt es die Erfahrung hervorzuheben, die sie bereits gesammelt haben und diese zu reflektieren.

Autor*innen

Matthias Giger

Wissenschaftlicher Assistent an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

E-Mail: matthias.giger@fhnw.ch

Portrait von Olivier Rode

Olivier Rode

Für manche Berufseinsteiger*innen ist es ein wenig wie mit dem Huhn und dem Ei: keine Anstellung ohne Berufserfahrung, keine Berufserfahrung ohne Anstellung.

Wie stark die Erfahrung bei einer Stellenbesetzung gewichtet wird, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab. In manchen Konstellationen kann fehlende Berufserfahrung sogar ein Vorteil sein. Unser Arbeitsmarkt-Monitor 2021 geht dem Stellenwert von Berufserfahrung bei der Stellenbesetzung nach.

Dies ist die letzte Ausgabe unseres Arbeitsmarkt-Monitors in dieser Form. Wir danken den Ko-Autor*innen der Fachhochschule für Soziale Arbeit FHNW auch an dieser Stelle herzlich für die gute Zusammenarbeit!

Ab kommendem Jahr werden wir unsere Aktivitäten im Arbeitsmarkt der Sozialen Arbeit intensivieren und Ihnen spannende Einsichten und Erkenntnisse daraus in einer neuen Form präsentieren.