Sehr geehrter Herr Pärli
Klientin Ü55 arbeitet seit Jahren in Festanstellung im Lager bei einem Grossverteiler. In der wöchentlichen aktualisierten „Bestenliste" ist sie immer im ersten Rang, sprich am schlechtesten in der Rüstleistung. Obwohl keine Klarnamen mehr stehen, ist für jeden ersichtlich, wer das ist und die Klientin fühlt sich erniedrigt.
Wie die eigene Arbeitsleistung erhöht werden kann ist unklar, auch nach Rücksprache mit den Vorgesetzten. Die Klientin meint zu wissen, dass die einträglichen Rüstaufträge im System mit menschlichem Zutun an bevorzugte Kolleginnen zugeschoben würden und sie so gar nie auf eine bessere Leistung kommen könne.
Es bleibt ein ungutes Gefühl und die Frage, ob so eine "Bestenliste" ein legitimes Führungsinstrument ist?
Könnte die Klientin beantragen, dass sie von der Liste gestrichen wird?
Herzlichen Dank für Ihre Überlegungen
Patrick Stadelmann
Frage beantwortet am
Kurt Pärli
Expert*in Arbeitsrecht
Sehr geehrter Herr Stadelmann
Gerne beantworte ich Ihre Frage wie folgt:
Die Arbeitgeberin ist gestützt auf Art. 328 OR verpflichtet, die Persönlichkeit des Arbeitnehmers zu achten und zu schützen. Das bedeutet auch, dass Ihr Klient einen Anspruch darauf an, von der vorgesetzten Person in ERfahrung zu bringen, wie er seine Leistungen verbessern könnte. Das "an den Pranger stellen" des Mitarbeiters durch die Sichtbarmachung der Leistungen für alle anderen stellt mit Blick auf Art. 328 OR ebenfalls ein problematisches Vorgehen dar. Wichtig ist in einer Situation wie der vorliegenden, dass Ihr Klient die Gespräch mit den Vorgesetzten dokumentiert und dass er auch deutlich zu verstehen gibt, dass er Unterstützung erwartet. Sollte nämlich als Reaktion auf diese Bemühungen ihres Klienten eine Kündigung ausgesprochen, so wäre diese missbräuchlich im Sinne von Art. 336 Abs. 1 lit. d OR. Wichtig ist aber auch, dass Ihr Klient seine Bereitschaft, seinerseits alles zu tun um die Leistung zu verbessern, klar zum Ausdruck bringt.
Genügen IHnen diese Angaben?
Mit Dank für die Kenntnisnahme und freundlichen Grüssen
Kurt Pärli
Guten Tag Herr Pärli
Ja, diese Angaben genügen im Moment. Die Belastung am Arbeitsplatz ist immer noch sehr hoch und wir arbeiten weiter daran. Dank Ihren Angaben konnte der Anteil an Sicherheit klar gesteigert werden.
Herzliche Grüsse und Dank
Patrick Stadelmann