Humanrights.ch: Schlagwort: Jenische, Sinti, Roma
Auf dieser Seite hat die Menschenrechtsorganisation Humanrights ihre Artikel zur Situation von Jenischen, Sinti und Roma zusammen gefasst.
Die Minderheiten der Jenischen, Sinti und Roma gehören seit eh und je zur Schweiz. Trotzdem ist ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit von Vorurteilen und Unwissen geprägt. Im folgenden Dossier haben wir Informationen und Links zu verschiedenen Aspekten für Sie zusammengestellt.
Seit 1998 hat die Schweiz das Übereinkommen des Europarates zum Schutz nationaler Minderheiten ratifiziert und sich dazu bekannt, die Kultur und die Identität der Jenischen und Sinti in der Schweiz zu schützen und mit geeigneten Mitteln zu fördern. Ein weiterer symbolischer Schritt wurde getan, als Bundesrat Alain Berset Im September 2016 in einer Rede anlässlich der Fekkerchilbi in Bern zum ersten Mal die Organisatoren explizit mit "Jenische" und "Sinti" begrüsste und sich dafür aussprach, dass diese in Zukunft von offizieller Seite nicht mehr mit dem Sammelbegriff "Fahrende" angesprochen werden sollen. Am 21. Dezember 2016 hat der Bundesrat zudem einen Aktionsplan verabschiedet, der einzelne Massnahmen aufführt, wie die Kultur der Jenischen und Sinti konkret gefördert werden soll. Dies sind einerseits die Förderung von Projekten zugunsten der Sprache und Kultur der Jenischen und Sinti sowie die Schaffung von Stand- und Übergangsplätzen, die allerdings nur in enger Zusammenarbeit mit den Kantonen geschaffen werden können.
Etwas anders sieht es zurzeit noch bei den Roma aus. Obwohl rund 80‘000 Roma seit Jahren und Generationen in der Schweiz leben, blieb eine offizielle Anerkennung als nationale Minderheit bis heute aus. Das soll sich ändern, Roma-Organisationen haben im Jahr 2015 ebenfalls einen Antrag gestellt, dass die Schweiz sie als Minderheit anerkennt. Trotz ausstehender formeller Anerkennung sind die Roma im Ende 2016 vom Bundesrat verabschiedeten „Aktionsplan Jenische, Sinti, Roma“ erwähnt und zum Teil mitgemeint.
Die schweizerische Gesellschaft für bedrohte Völker in der Schweiz schreibt in ihrem Schattenbericht zum „vierten Bericht der Schweiz zur Umsetzung des Rahmenübereinkommens des Europarates zum Schutz nationaler Minderheiten" aus dem Jahr 2017, dass rund 35'000 Jenische in der Schweiz leben, wovon zwischen 2000 – 3000 fahrend unterwegs seien. Weiter führt sie in der Tabelle 80'000 Roma sowie 400-500 Sinti auf, wobei die meisten sesshaft seien. Trotz offizieller Anerkennung als nationale Minderheiten sind auch heute noch Jenische, Sinti und Roma nicht vor Diskriminierung und Rassismus seitens der Bevölkerung und der Behörden verschont, schreibt die Gesellschaft für bedrohte Völker in ihrem Schattenbericht.
Daneben gibt es auch fahrende Gruppierungen aus dem angrenzenden Ausland, die sich zeitweise in der Schweiz aufhalten. Nebst ausländischen Jenischen gehören dazu Angehörige der Roma oder der Sinti.
Auf dieser Seite hat die Menschenrechtsorganisation Humanrights ihre Artikel zur Situation von Jenischen, Sinti und Roma zusammen gefasst.
Der Bericht kritisiert, dass Jenische, Sinti und Roma in der Polizeiarbeit diskriminiert würden, weil in der Polizeiarbeit häufig ein racial profiling anwendet werde, auch in der Medienberichterstattung würden diese Gruppen häufig pauschalisierend und einseitig dargestellt und die Betroffenen kämen selten selber zu Wort. Weiter kritisiert der Bericht, dass die Anzahl der Stand- und Durchgangsplätze in den letzten 15 Jahren stetig abgenommen habe und es den fahrenden Gruppierungen erschwere, ihre Kultur zu leben und weiter zu entwickeln. In politischen Gremien würden Jenische, Sinti und Roma noch zuwenig einbezogen. Zudem werde die Geschichte und die Kultur dieser Bevölkerungsgruppen an den Schulen zu wenig vermittelt.
Der Artikel gibt einen guten Einblick in die aktuelle Lebenssituation und die Geschichte von Jenischen in Deutschland. Im Gegensatz zur Schweiz sind die Jenischen in Deutschland noch nicht formell als nationale Minderheit anerkannt.
Der österreichische Dokumentarfilm geht von der Situation in Österreich aus, zieht aber auch Vergleiche zur Schweiz, zu Deutschland und anderen europäischen Ländern. Die Jenischen in Österreich sind nicht offiziell als Minderheit anerkannt.
Die schweizerische Minderheit der Fahrenden wird Jenische genannt. Ihre Geschichte ist im 20. Jahrhundert überschattet von einem Versuch der Sesshaften, wenn nicht in jedem Fall sie selber, dann doch die jenische Identität zu zerstören. Im Zentrum dieses Versuchs stand zwischen 1926 und 1973 das «Hilfswerk für die ‘Kinder der Landstrasse’», eine Abteilung des Kinderhilfswerks Pro Juventute. Mit staatlicher Unterstützung – involviert waren Bund, Kantone und Gemeinden – wurden jenische Kinder weggenommen, fremdplatziert und umerzogen. Im Rahmen der staatlichen «Administrativjustiz» wurden zudem die jenischen Erwachsenen durch Internierung und Unfruchtbarmachung gehindert, sich fortzupflanzen.
Ihr Bild in der Öffentlichkeit ist meist negativ geprägt: Schweizer Jenische seien ungebildet, und die familiäre Rollenverteilung in den 50er Jahren stehen geblieben. Ein Besuch bei einer jenischen Familie zeigt ein anderes Bild.
Vom Kind der Landstrasse zum Sprecher der Fahrenden - Das Schicksal des Robert Huber
Der heute 76-jährige Robert Huber wuchs als Verdingkind auf und landete in einer Strafanstalt unter Kriminellen. Er war ein Opfer der "Aktion Kinder der Landstrasse", wie eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte bezeichnet wird. Von 1926 bis 1972 entriss die Stiftung Pro Juventute Hunderte Kinder ihren Eltern, um sie der Kultur der Fahrenden zu entfremden. Robert Huber ging daran nicht zugrunde. Im Gegenteil: Er fand schrittweise den Weg zurück zu seinen Wurzeln. Er lehnte sich gegen die Unterdrückung der Kultur der Fahrenden auf und setzte sich als Präsident der "Radgenossenschaft der Landstrasse" für ihre Rechte ein. Unter seinem Vorsitz fanden wichtige Ereignisse statt wie die Entschuldigung des Bundesrats für die Zwangsbevormundungen und die Anerkennung der Fahrenden als nationale Minderheit. Seine Lebensgeschichte steht stellvertretend für die Geschichte der Jenischen und ihres erwachenden Selbstbewusstseins in der Schweiz. Es ist eine Erfolgsgeschichte.
Junge Jenische pochen auf das Recht, ein nicht sesshaftes Leben als Fahrende führen zu dürfen. Die Schweiz tut sich schwer damit, denn das provoziert auch Diskussionen um den Umgang mit Minderheiten.
Jenische
Die Radgenossenschaft kämpfte fast 40 Jahre lang für die Rechte der Jenischen. Jetzt wird sie von Geldnöten und internen Querelen geplagt. Es ist unklar, wie es weitergeht.
Charlotte Dasen-Nobel ist stolz auf die Jenischen, die für mehr Plätze demonstrieren. Als Säugling wurde sie durch das «Hilfswerk» Kinder der Landstrasse ihrer Familie entrissen. Jahrelang hat sie ihre Eltern gesucht.
Informationen auf der Website thata.ch von Thomas Huonker
Die EKR hat zahlreiche Erfahrungsberichte eingeholt und dabei eine beunruhigende Tatsache festgestellt: Viele Angehörige dieser Minderheiten verschweigen ihre Herkunft, um sich keinen rassistischen Reaktionen auszusetzen. Eine besondere Bedeutung kommt in der öffentlichen Debatte den Medien zu.
Dis Stiftung Zukunft für Schweizer Fahrende wurde 1995 vom Bund gegründet. 1997 nahm sie ihre Tätigkeit auf. Sie hat den Auftrag, die Lebensbedingungen der Fahrenden in der Schweiz zu sichern und zu verbessern, und zu diesem Zweck die Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden zu fördern.
Dachorganisation der Jenischen der Schweiz
Transnationaler Verein für jenische Zusammenarbeit und Kulturaustausch
Der Bundesverband und die Politisch-Kulturelle Interessensvertretung der autochthonen Jenischen Volksgruppe in Deutschland - Mitglied in der FIR - Botschafter des Friedens der UNO mit NGO - Beobachter Status in der UN, der UNESCO. Von Jenischen aber nicht nur für Jenische, der J/B/i/D e.V.!
Die Jenischen werden aufgrund ihrer ursprünglich nomadisierenden Lebensweise oft auch „Fahrende“ genannt. Heute lebt in der Schweiz jedoch ein grosser Teil der Jenischen sesshaft.
„Als Jenische bezeichnen sich in Europa lebende Angehörige beziehungsweise Nachfahren von meist ursprünglich fahrenden Bevölkerungsgruppen. Wesentliches gemeinsames Merkmal ist die Sprache. Seit 1997 wird das Jenische in der Schweiz als territorial nicht gebundene Sprache geschützt und gefördert. Linguistisch handelt es sich um einen Soziolekt, der auf der Sprache der Mehrheitsgesellschaft beruht, mit Wörtern aus dem Romanés, Jiddischen und Rotwelsch durchsetzt ist und über eigenes Wortgut verfügt, das teilweise Eingang in die Dialekte gefunden hat.“ (Website Stiftung Schweizer Fahrende)
"Als Roma werden in der Regel diejenigen Bevölkerungsgruppen bezeichnet, welche seit dem fünften Jahrhundert aus dem nordöstlichen Indien durch Kriege vertrieben worden oder aus wirtschaftlichen Gründen ausgewandert sind und die eine auf dem Sanskrit und Pakrit beruhende Sprache Romani beziehungsweise dem walachisch geprägten Dialekt Romanés sprechen. Roma leben heute auf allen Kontinenten, besonders zahlreich und überwiegend sesshaft sind sie in Osteuropa und im Balkan. Gruppen in Mitteleuropa, welche ihre Sprache stark den jeweiligen Landessprachen angepasst haben, bezeichnen sich als Sinti oder Manusch. Sie teilen sich wiederum in zahlreiche Untergruppierungen auf, welche sich an der beruflichen Tätigkeit, am örtlichen Aufenthalt, an der sprachlichen Entwicklung oder Sippenzugehörigkeit orientieren.
Viele Roma aus Jugoslawien kamen seit den 1960er Jahren als Gastarbeiter und in den 1990er Jahren infolge der Jugoslawienkriege auch als Flüchtlinge in die Schweiz. Noch im Zweiten Weltkrieg waren Roma an der Grenze abgewiesen worden. Nach Schätzungen der Rroma Foundation leben heute rund 50’000 bis 80'000 Roma in der Schweiz." (Website Stiftung Schweizer Fahrende)
Auf der Seite der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) finden sich ebenfalls verschiedene Begriffsdefinitionen und Erklärungen zu den verschiedenen Gruppen und zu ihrer Sprache.
mit Sitz in Zürich
Die Stiftung will mit ihren Aktivitäten Roma fördern und ermutigen, ihre Lebensumstände zu verbessern und das Verständnis zwischen Rroma und Nicht-Roma zu fördern. Die Website enthält Informationen zur Geschichte der Rroma, ihrer Kultur und Traditionen und zu aktuellen Themen.
Die Website möchte die Kenntnisse über die Fahrenden in der Schweiz verbessern. Sie möchte auch auf aktuelle direkte und indirekte Diskriminierungen gegenüber Fahrenden hinweisen.
Die Radgenossenschaft der Landstrasse ist die Dachorganisation der Jenischen und Sinti. Sie unterstützt aber auch die Interessen aller Roma. Die Radgenossenschaft wurde 1975 gegründet und erhält Subventionen vom Bund.
Die Stiftung bietet Beratung und Betreuung für Opfer des Hilfswerkes "Kinder der Landstrasse". Auf der Website findet man die Biographie der Gründerin der Stiftung, Uschi Waser. Sie bietet Vorträge und die Teilnahme an Podiumsdiskussionen an.
Der Verein setzt sich für die Schaffung von genügend Stand- und Durchgangsplätzen ein
Um die Kultur und Lebensweise der Jenischen und Sinti zu fördern, bräuchte es unter anderem eine hinreichende Anzahl von Stand- und Durchgangsplätzen. "Konkret sind Fahrende, vor allem Schweizer Jenische, auf ein engmaschiges Netz an Plätzen angewiesen, weil sie auf der Suche nach Kundschaft von Ort zu Ort reisen" (Thomas Huonker im Bund 2014). Doch die vorhandenen Plätze reichen nicht aus und die Schaffung neuer Plätze für Fahrende sorgt in den Gemeinden und Kantonen immer wieder für Diskussionen. In den vergangenen Jahrzehnten sind sukzessive Plätze verschwunden bzw. anderweitigen Nutzungen zugeführt worden. Laut einem Bundesgerichtsurteil sind die Gemeinden zwar zur Schaffung geeigneter Plätze verpflichtet, oft fehlt es jedoch am politischen Willen und der Bereitschaft der lokalen Bevölkerung, fahrende Gruppen zu tolerieren.
Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 21. Dezember 2016 von den Zwischenergebnissen der Arbeit am Aktionsplan «Jenische, Sinti, Roma» Kenntnis genommen. Er hat die Stossrichtung bestätigt und das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) beauftragt, für Bereiche, die in die Zuständigkeit der Kantone fallen, die Konsultationen mit den entsprechenden interkantonalen Konferenzen fortzuführen.
Der Bundesrat kommt der Forderung von Jenischen und Sinti nach und anerkennt sie offiziell als Minderheit in der Schweiz. Das hat Innenminister Alain Berset heute an der so genannten Fecker-Chilbi, dem Fest der Jenischen, erklärt. Die Genugtuung ist gross.Zum Thema: Jenische und Sinti bereichern die Schweiz (Rede von BR Alain Berset)
Den Fahrenden in der Schweiz soll eine ihrer Kultur entsprechende Lebensweise ermöglicht werden. Der Bundesrat will eine Arbeitsgruppe einsetzen. Diese soll sich mit dem Problem fehlender Plätze befassen. Oft scheitern bis jetzt Lösungen auf Gemeindeebene.
Der Bundesrat wird beauftragt, eine nationale Task-Force einzusetzen, um die im Europäischen Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten formulierten Verpflichtungen gegenüber Jenischen, Sinti und Roma umzusetzen.
Die Situation bezüglich Stand- und Durchgangsplätze in der Schweiz ist blockiert. Mit welchen Massnahmen will der Bund den Verpflichtungen aus der Verfassung und internationalen Abkommen nachkommen und sicherstellen, dass den Fahrenden und insbesondere den Schweizer Jenischen genügend Stand- und Durchgangsplätze zur Verfügung stehen? Welchen der möglichen Massnahmen gibt der Bund den Vorzug?
Jenische
Der Bund muss die jenische Kultur fördern. Dabei werde Geld ineffizient eingesetzt – kritisieren Jenische.
Durchgangsplätze verschwinden, Standplätze sind zu klein, Familien sehen sich zu Trennungen gezwungen. Mit der Besetzung des Zürcher Hardturmareals machen Jenische auf ihre zunehmend prekäre Situation aufmerksam.
In Meinisberg ist Regierungsrat Christoph Neuhaus wie letzte Woche in Pieterlen auf starken Widerstand gestossen. Die Gemeinde will den geplanten Transitplatz um jeden Preis verhindern.
Nach vier Tagen in Dägerlen sind die Elsässer Roma weitergezogen. Der Gemeindepräsident zieht eine positive Bilanz ihres Besuchs. Er schätzte die Gäste.
Heute wollen gegen 600 Roma auf einem Landstück bei Nürensdorf eine Hochzeit feiern. Die Grösse der Gruppe überrascht sogar die Stiftung der Schweizer Fahrenden.
Immer öfter machen ausländische Fahrende im Berner Seeland Halt. Biel weist nun die ungebetenen Gäste weg. Dafür weichen sie in andere, kleinere Gemeinden in der Umgebung aus.Zum Thema:- Bieler Härte könnte Schule machen (Schweizer Fahrende)
Der Betrieb des Durchgangsplatzes für Fahrende an der Oberen Bönigstrasse in Matten soll weitergeführt werden. Anstatt dauerhaft, wie vom Kanton gewünscht, möchte die Gemeinde den Platz zunächst einmal für drei Jahre zur Verfügung stellen.
Zum ersten Mal ist Vechigen mit Fahrenden konfrontiert. Das sorgt für Verunsicherung. Laut dem Gemeindepräsidenten sind bisher aber keine Probleme aufgetreten.
Er ist das Gesicht der Schweizer Fahrenden und beobachtet mit Sorge, wie der geplante Transitplatz bekämpft wird: In der Debatte seien Grenzen überschritten worden, sagt Claude Gerzner.- Gut 30 Wohnwagen stecken fest (SRF)- Das «Hochrisikospiel» von Wileroltigen (der Bund)- «Ich will kein Öl ins Feuer giessen» (der Bund)
Das Bundesamt für Strassen entfernt den Zaun unter dem Autobahnviadukt. Damit wird der Weg frei für die Wildtiere. Doch nun geht die Angst um, dass Fahrende den wettergeschützten Platz nutzen werden.
Nach den Emotionen in Wileroltigen greift die Gesellschaft für bedrohte Völker in die Debatte um den umstrittenen Platz für Fahrende ein. In einer Studie lässt sie Roma sowie Polizisten zu Wort kommen – und fordert mehr Raum.
Die Jenischen, Sinti und Roma blicken auf eine lange Geschichte der Ausgrenzung und Benachteiligung zurück. Im 20. Jh. wurden sie von den Nationalsozialisten in Deutschland verfolgt. In der Schweiz erreichten die Feindseligkeiten mit den Kindswegnahmen der Aktion "Kinder der Landstrasse" zwischen 1926 und 1972 einen traurigen Höhepunkt. Mit dem Ziel, die Kinder der Fahrenden sesshaft zu machen und die „Vagantität“ zu bekämpfen, entriss die Stiftung Pro Juventute mit Hilfe der Behörden systematisch hunderte von Kindern ihren Familien und platzierte sie in Heimen und Pflegefamilien.
Nach einer breiten öffentlichen Debatte zum Heimwesen und auf Druck der Medien – eine wichtige Rolle spielte der „Schweizerische Beobachter“- wurde das Programm 1973 endgültig eingestellt. Es kam eine Aufarbeitung der Geschichte in Gange und Betroffene gründeten unter anderem Organisationen wie die „Radgenossenschaft der Landstrasse“ oder die „Naschet-Jenische“.
Das aufschlussreiche und umfassende Buch aus dem Jahr 2016 ist eine Studie und hat einen wissenschaftlichen Anspruch. Die Autorin geht zum Beispiel auf die institutionellen und gesetzlichen Rahmenbedingungen ein, welche die Kindswegnahmen ermöglichten. Sie gibt aber auch einen Einblick in die Biographie von Alfred Siegfried, der während langer Zeit die Aktion Kinder der Landstrasse prägte.Sie zeigt aber auch die Grenzen der Aktion auf, weil sich Eltern gegen die Massnahmen wehrten. Im letzten Kapitel geht sie auf die Rolle der Psychiatrie in der Fürsorgepraxis ein.
Der Artikel gibt einen sehr guten Einblick in die Entstehungsgeschichte der Psychiatrie und insbesondere in das Wirken des ersten Klinikdirektors und Psychiaters Johann Joseph Jörger in der Waldhausklinik im Kanton Graubünden. Johann Joseph Jörger‘s eugenische Thesen zu „vagantischen Familien“ sollten später von den Nationalsozialisten aufgenommen und weiterverfolgt werden. Sie führten dazu, dass Jenische und Fahrende eingeschlossen, verwahrt, sterilisiert oder kastriert wurden. Und nicht zuletzt lieferten sie die Begründung für das Vorgehen der Aktion „Kinder der Landstrasse“ bei der fast 600 Kinder ihren Familien entrissen wurden. Der Artikel als pdf- 1. Seite- 2. Seite
Der Bericht von Thomas Huonker und Regula Ludi aus dem Jahre 2000 geht der Frage nach, wie die offizielle Schweiz zur Zeit des Zweiten Weltkrieges mit Roma, Sinti und Jenischen, insbesondere Flüchtenden aus dem umliegenden Ausland, umging.
Das Buch enthält Beiträge von verschiedenen Autoren zur Geschichte aber auch zur aktuellen Situation von Jenischen, Sinti und Roma. Das sind Zusammenfassungen von historischen Studien, Berichte von Betroffenen und eine Fotoserie zum Alltag von Jenischen in der Schweiz.
Über die Situation der Roma in der Schweiz ist noch wenig bekannt. Die Angehörigen dieser transnationalen Minderheit sind nicht statistisch erfasst und es existieren nur wenige Studien. Die Gesellschaft für bedrohte Völker geht in ihrem Schattenbericht jedoch von rund 80‘000 Roma in der Schweiz aus. Lange wurden unter dem Begriff „Zigeuner“ verschiedene Gruppen subsumiert, verfolgt und diskriminiert. Die Schweiz verbot den „Zigeunern“ von 1418 bis 1972 die Einreise. Erst in den 1960/70er Jahren wanderte eine grössere Zahl von Roma als Gastarbeiter in die Schweiz ein. Eine weitere grössere Gruppe gelangte in den 90er Jahren wegen des Jugoslawien-Krieges in die Schweiz.
Im Gespräch mit der WOZ erzählt Stéphane Laederich von seinen Erfahrungen als schweizerischer Roma und weshalb er sich in der Rroma Foundation engagiert.
mit Sitz in Zürich
Die Stiftung will mit ihren Aktivitäten Roma fördern und ermutigen, ihre Lebensumstände zu verbessern und das Verständnis zwischen Rroma und Nicht-Roma zu fördern. Die Website enthält Informationen zur Geschichte der Rroma, ihrer Kultur und Traditionen und zu aktuellen Themen.
Die Radiosendung Input lässt Roma zu Wort kommen und geht auf die Stigmatisierung und die fehlende offizielle Anerkennung durch Schweiz ein.
In diesem You Tube Video anlässlich des Aktionstags für die Rechte der Roma in der Schweiz vom 6. April 2017 zeigt die Forderungen der Roma in der Schweiz. Der Film ist Teil einer Kampagne der Gesellschaft für bedrohte Völker.
Ein Interview mit dem gelernten Sozialpädagogen, Radiojournalisten, Übersetzer und Kulturvermitter Kemal Sadulov anlässlich des internationalen Tages der Roma.
Die Ausgabe behandelt das Thema Roma in der Schweiz
Die Reportage aus der Wochenzeitung (WOZ) aus dem Jahr 2012 ist eine Reaktion auf einen in der Weltwoche erschienen Artikel "Die Roma kommen: Raubzüge in der Schweiz". Insbesondere das reisserische Titelbild hatte Entrüstung und Strafanzeigen wegen Volksverhetzung ausgelöst.
Im Folgenden haben wir interessante Medien- und Filmbeiträge zur Kultur von Jenischen, Sinti und Roma aufgeführt
Das Roma Jam Session Art Kollektiv (RJSaK) setzt sich seit 2013 performativ, politisch und vermittelnd dafür ein, dass die Minderheit der Roma in der Gesellschaft sichtbar wird. Das Kunstkollektiv aus Zürich setzt sich aus Mitgliedern der Kunst, dem Schauspiel, der Grafik und aus Gästen zusammen.
Die Film von Martina Rieder und Karoline Arn geht den Wurzeln der typisch schweizerischen Volksmusik nach.
Ein Dokumentarfilm über den Alltag von Fahrenden Jenischen in der Schweiz.
Die Jenischen haben die schweizerische Volksmusik stark mitgeprägt, ohne dass dies ins öffentliche Bewusstsein gedrungen ist. Musik war in der Kultur der Fahrenden immer wichtig. In Graubünden gehörten im 19. Jahrhundert Volksmusikanten fast ausschliesslich zu den Fahrenden. Entsprechend prägten sie das Repertoire der populären Tanzmusik und gestalteten diese Musik weiter.
Die Feckerchilbi ist ein Jahrmarkt, ein Fest, ein Ort der Begegnung. Sie wird organisiert von der Radgenossenschaft der Landstrasse, dem transnationalen Verein schäft qwant und der Cooperation Jenische Kultur
Eine Rubrik auf der Website der Rroma Foundation beschreibt die tradionellen Musikstile der Rroma und enthält wichtige Links.
Zigeunerkulturtage in Zürich
Der Verein organisiert die jeweils im Sommer stattfindende Zigeunerkulturwoche in Zürich und die dazugehörenden Aktivitäten, wie z.B. die Schulklassenführungen. Diese Veranstaltungen werden in Zusammenarbeit mit der Genossenschaft fahrendes Zigeuner-Kultur-Zentrum realisiert.