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Antidepressiva in der Kritik

Dezember 2019

Antidepressiva werden von Hausärzt*innen vorschnell verschrieben, dabei wirken sie oft kaum besser als Placebo. So die Kritik aktueller Studien.

Im Juli 2019 zeigte eine Studie des Forschernetzwerkes Cochrane in Kopenhagen, dass Antidepressiva nicht wesentlich besser wirken als Placebo. Gleichzeitig nehmen heute immer mehr Schweizerinnen und Schweizer Antidepressiva zu sich. Viele Hausärzt*innen verschreiben diese offenbar gerade bei leichten Depressionen sehr schnell. In der Schweiz gibt es zwar keine verbindlichen Handlungsempfehlungen für Ärzt*innen. Aber die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde empfiehlt bei leichten Formen von Depressionen ausschliesslich Psychotherapie sowie andere, nicht medikamentöse Behandlungen.

Die Medienbeiträge, die in letzter Zeit erschienen, nehmen diese Thematik auf und weisen auf weitere problematische Seiten von Stimmungsaufhellern hin. So hat eine Forschergruppe der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Juni 2019 eine Meta-Studie publiziert, die ein 2.5 mal höheres Suizidrisiko bei der Einnahme von Antidepressiva festgestellt hat.

Ein Forscher der ZHAW kritisiert in einem Interview mit dem Tagesanzeiger, dass Pharmafirmen nicht all ihre Studien herausgeben und jene zurückhalten, die keine oder geringe Wirkungen von Medikamenten zeigen. So führen finanzielle Interessen der Pharmakonzerne indirekt dazu, dass die Wirkungen von Antidepressiva überschätzt und Nebenwirkungen tendenziell verharmlost werden.

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